Mitteilung der ZIEMANN GRUPPE

Interview mit Hans-Jörg Hisam: "Es begann mit Mut, Fleiß und Bodenständigkeit."

Hans-Jörg Hisam

Die ZIEMANN GRUPPE  feiert 60-jähriges. Peter Niggl sprach mit dem Vorsitzenden Geschäftsführer.


PN: 1956 gegründet; kann man die Firma ZIEMANN als ein Kind der Wirtschaftswunderjahre betrachten?

Hans-Jörg Hisam: Das ist schon durchaus richtig. Curt Ziemann war sicherlich ein echter Wirtschaftspionier und Unternehmergeist in seiner Zeit. Die Menschen waren Mangel und harte Arbeit gewohnt und suchten natürlich ihre Chancen in einer im Aufbau befindlichen Volkswirtschaft, die ja nun bekanntermaßen komplett am Boden gelegen war.

So war es einerseits damals sicherlich einfach Chancen zu erkennen und diese zu nutzen. Andererseits war es aber auch durchaus schwierig, da eben noch vieles im Aufbau war und die ökonomischen Ressourcen begrenzt waren.

Aber Curt Ziemann war ein „Macher“. Selbstbewusst, zielstrebig, zackig und stets der Qualität und dem Kunden verpflichtet.


PN: Sechs Jahrzehnte ein Unternehmen führen, das geht in der Regel nicht ohne Auf und Ab. Auch bei ZIEMANN?

HJH: Ja klar, das gilt auch für ZIEMANN, ohne Frage. Aus der Ferne betrachtet ist die Entwicklung von ZIEMANN in den nun zurückliegenden 60 Jahren schon eine stetige Wachstums- und Erfolgsgeschichte. Aber ganz so einfach und locker ist das dann über all die Jahre natürlich nicht gewesen. Wirtschaftszyklen und die damit verbundenen Schwankungen haben ZIEMANN genauso beeinflusst, wie es unsere Kunden tangiert hat. Wir leben mit und als Dienstleistungsunternehmen natürlich in erster Linie für unsere Kunden.

Nach den Wirtschaftswunderjahren ging erstmals 1967 allgemein in Deutschland die Wirtschaftsleistung zurück und das spürte man dann folglich natürlich auch in einem Unternehmen wie ZIEMANN.  

Denken Sie an die Ölkrisen 1975 und 1982, auch diese haben sich in der wirtschaftlichen Entwicklung des Unternehmens niedergeschlagen und die weitere Expansion erst einmal gehemmt.

Interessanterweise ist die Finanzkrise 2008 weitestgehend ohne Auswirkungen für uns geblieben. Im Gegenteil, im Bereich der Geld- und Wertdienste hatten wir tatsächlich „alle Hände voll“ zu tun.

Neben diesen allgemein beeinflussenden Wirtschaftsschwankungen erlebte die Sicherheitsbranche aber auch ihre eigene und hausgemachten „Evolutionen“ und ihre „schwarzen Freitage“. Sie wissen, was ich damit meine.

Interessant ist dann in der retrograden Betrachtung, dass sich ZIEMANN all diesen Widrigkeiten zum Trotz oder gerade ob dieser stetig und nachhaltig positiv entwickelt hat. Das ist schon bemerkenswert und nicht immer allen Unternehmen gelungen.


PN: Was waren die signifikantesten Veränderungen in der Firmengeschichte?

HJH: Spannende Frage. Veränderungen sind bekanntermaßen ein stetiger und treuer Begleiter in der täglichen Arbeit genauso wie in der Entwicklung eines Unternehmens.

Hervorzuheben sind sicherlich zunächst die ersten Jahre des jungen Unternehmens, in denen sich entschieden hat, ob es überhaupt einen Markt für die angebotenen Dienstleistungen von Curt Ziemann gibt, wie Kunden diese annehmen und ob sich dieses Geschäftsmodell auch wirtschaftlich rechnet. Da war damals sicherlich schon viel Anpassungsfähigkeit gefragt. Spannend war dann auch zu sehen, wie sich die Sicherheitsbranche zunehmend in Deutschland weiter etabliert hat und das hat dann auch für das Badische Unternehmen ZIEMANN positive Veränderungen gebracht.

Eine wichtige Veränderung und Neuausrichtung war sicherlich im Jahr 1976. Die Tragweite der Entscheidung für die weitere Entwicklung von ZIEMANN war den damaligen Beteiligten in der Dimension wohl kaum bewusst. Mein Vater, der gemeinsam mit meiner Mutter Anfang der 70iger Jahre bei Herrn Ziemann seine berufliche Karriere im Unternehmen begann, führte pionierhaft den Bereich der Geldtransporte im Unternehmen ein. Der erste gepanzerte VW-Bulli wurde gekauft und damit der Grundstein unseres heutigen Kerngeschäftes gelegt. Die ersten beiden Jahre waren dann extrem schwierig. Hohe Investitionen und anfänglich nur wenige Kunden, die sich mit dem Gedanken identifizieren konnten, ihre Gelder in fremde Hände zu geben. Das Risiko der Transporte war Triebfeder für das Outsourcing, eine Bewertung,  die uns gerade diese Tage aufgrund der zunehmenden Überfälle in Deutschland wieder einholt. Baden war damals den Großstädten, sich dem Neuen zu öffnen, etwas hinterher. Aber das hat sich im Laufe der Jahre selbstredend korrigiert.

Ein weiterer Meilenstein war dann sicherlich 1989, der Verkauf der Unternehmung von Herrn Ziemann an meine Eltern, die das Unternehmen bis dahin über fast 20 Jahre mitgestalten und aktiv Einfluss nehmen konnten. Curt Ziemann, dessen Tochter Karin die Nachfolge nicht antreten wollte,  war froh sein Unternehmen in seriöse Hände geben zu können, meine Eltern waren dankbar für die Möglichkeit der Weiterführung und haben mit Respekt und Weitsicht das Unternehmer weiter gestaltet. Große Veränderungen brachte das erst mal für Kunden und Mitarbeiter von ZIEMANN nicht, der Übergang war eher sanft und leise.

Die Veränderungen kamen dann sukzessive mit dem Eintritt meines Bruders Manuel und mir. Erst jetzt wurde ZIEMANN zu einem richtigen Familienunternehmen. Gemeinsam mit meinen Eltern fand bei ZIEMANN ein systematischer und nachhaltiger Ausbau statt. Es wurden in den ersten Jahren zunächst weitere Geschäftsfelder erschlossen und der Service um eine Notruf- Servicezentrale ergänzt. Es folgten dann die ersten Zukäufe und Übernahmen von kleineren Unternehmen. 1997 mit der traditionsreichen Wach & Schließgesellschaft in Villingen und 2000 mit der Securitas Niederlassung in Lörrach. Das stellte dann die eine oder andere neue Herausforderung für alle Beteiligten dar. Es galt andere Unternehmenskulturen zu integrieren. Mit der Urban Sicherheitsservice GmbH folgte 2005 die territoriale Erweiterung unserer Geschäftsaktivitäten nach Mannheim. In Stuttgart waren wir dann zwischenzeitlich auch mit einer neuen eigenen Betriebsstätte vertreten, so dass wir unseren Service flächendeckend in ganz Baden-Württemberg anbieten konnten. München und Rosenheim folgten 2006. ZIEMANN war immer deutlicher außerhalb der badischen Heimat operativ aktiv und wahrnehmbar.

Eine weitere wesentliche Veränderung fand dann im Jahr 2008 statt, mein Bruder Manuel wollte das Unternehmen verlassen. Wir haben uns dann gemeinsam dazu entschieden einen finanzstarken Partner mit an Bord zu holen. Die Wahl fiel nach reiflichen Überlegungen auf die HANNOVER Finanz. Ein Partner, der schon mehrfach bei anderen Engagements bewiesen hatte, dass man vorhandene erfolgreiche Unternehmensstrukturen beibehält und im Hintergrund agierend weiter fördert. Das war wichtig für uns als Familie und für die bei ZIEMANN arbeitenden Menschen. Wir wollten Kontinuität bei gleichen Werten und trotzdem Wachstum, wir wollten ZIEMANN einfach im bisher bewährten Stil weiter entwickeln. Die Erfahrungen haben uns gezeigt, dass wir damit richtig lagen, die Entscheidung hat sich in allen Belangen als förderlich und positiv für das Unternehmen und die Mitarbeiter erwiesen. Die Zukäufe im Norden mit der LGZ Lübecker Geldzentrale GmbH  im Jahr 2012, als auch ein Jahr später mit der nahezu gleichgroßen Unicorn Geld- und Wertdienste GmbH beweisen dies nachhaltig.

Damit sind wir dann bei der derzeit nachhaltigsten Veränderung aus meiner Sicht. ZIEMANN ist über die Jahre von einem badisch regional geprägten Unternehmen zu einem fast bundesweit agierenden mittelständigen Unternehmen gewachsen. Das badische Erfolgsgen haben wir uns natürlich bewahrt, ansonsten sind wir aber weltoffen und multikulturell mit über 2.500 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in Deutschland aktiv.


PN: Die Turbulenzen im Geld- und Wert-Transport sind vielen noch gut in Erinnerung. Gibt es ein Geheimnis, das Schiff „ZIEMANN“ auch bei schwerer See auf Kurs gehalten zu haben?

HJH: Tja, was soll ich sagen, das badische Erfolgsgen unseres Führungsteams habe ich ja schon erwähnt. Aber Spaß beiseite. Turbulenz und Herausforderungen gibt es immer in einem Unternehmen und in dem Markt, in dem man agiert. Wir sehen aber hierin eher die Chancen, die sich dabei bieten. Chancen, die man erkennen und nutzen muss. Das war 1956 so und das gilt auch heute für uns, 60 Jahre danach. Nahe am Marktgeschehen zu sein, halten wir für extrem wichtig. Hieraus kann man dann durchaus bestimmte Entwicklungen im Vorfeld abgreifen und unternehmerische Entscheidungen vorbereiten. Entscheidungen müssen jedoch Sinn machen und dies nicht nur im Moment der Entscheidung, sondern eben auf Dauer. So haben uns das Curt Ziemann und meine Eltern in die Bücher geschrieben.

Bei all unseren Entscheidungen in der Vergangenheit haben wir immer versucht unseren Grundsätzen treu zu bleiben. So sind uns Ehrlichkeit, Nachhaltigkeit, Professionalität und Beständigkeit ebenso wichtig, wie eine große Portion Bodenständigkeit und Mut zur Differenzierung. Auch wenn diese Attribute in der heutigen Zeit oft strapaziert werden, so sind wir davon überzeugt, dass der hartnäckige Versuch diese täglich „mit Leben zu füllen“ durchaus attraktiv und sinnvoll ist und dann auch zum Erfolg führt. Und Spaß möchten wir dabei natürlich auch haben, das ist klar.


PN: Selber wachsen oder zukaufen, haben Sie Prämissen in Ihrer Unternehmensstrategie?

HJH: Die Unternehmensgeschichte der ZIEMANN GRUPPE hat gezeigt, dass der Mix durchaus entscheidend und erfolgreich sein kann. Wir haben mit beiden Optionen gute Erfahrungen gemacht. Eine Patentlösung gibt es meiner Meinung dabei eben auch nicht. Entscheidend sind am Ende auch ökonomische Faktoren, die in beiden strategischen Wachstumsoptionen gegeneinander abzugrenzen sind.

Auf gewachsene Unternehmensstrukturen zu setzen und aus eigener Kraft organisch zu wachsen bringt eindeutige Vorteile, die primär in der Ausgestaltung in einem neuen regionalen Umfeld liegen. Bewährtes wird transferiert und dupliziert. Aber man muss sich als neuer Marktteilnehmer ggfs. auch „hinten“ anstellen. Bis man dann eine operativ kritische Masse hat, die ökonomische passt, kann das dann schon mal was dauern.

Die Opportunität des Zukaufens stellt andere Herausforderungen. Integrations- und Migrationsmaßnahmen von zwei Unternehmen stehen dann im Vordergrund. Redundanzen in der Organisation und in den Prozessen von zwei bisher eigenständigen Unternehmen gilt es zu harmonisieren. Da steckt der Teufel im Detail, das können Sie mir glauben. Sich dann in der Folge auf einheitliche Systeme und Prozesse zu verständigen, ist manchmal mühevoll, lässt sich aber eindeutig bewerkstelligen.

Kultur hingegen kann man nicht festlegen. Die muss sich dann sicherlich über das gemeinsame Wirken zu einer „neuen“ Kultur entwickeln. Das ist dann schon spannend zu sehen, mit welcher Eigendynamik sich hier das Miteinander verändert und entwickelt.


PN: Gibt es aktuell Neuerungen oder neue Überlegungen?

HJH: Dies zu verneinen, würde unseren Grundsätzen, die uns auch Curt Ziemann und meine Eltern aufgetragen haben, widersprechen! Natürlich beschäftigen wir uns auch aktuell mit Gedanken und konkreten Plänen. Die Frage, was müssen wir tun, um für die Unternehmensgruppe weiterhin nachhaltiges Wachstum und Stabilität zu gewährleisten, beschäftigt uns schon sehr lange und sehr intensiv.

Das Marktumfeld und die Marktgeschehnisse unterliegen dem berühmten stetigen Wandel. Damit verändern sich auch die Ansprüche an alle Marktteilnehmer. Das gilt für unsere Kunden in ihren Kernkompetenzen und Geschäftsmodellen gleichermaßen wie für uns. Wir folgen da eindeutig dem Bedarf des Kunden.

Die Entwicklungen z.B. in der Kreditwirtschaft stellen an unsere Banken große Herausforderungen. Hier gilt es innovative Lösungen zu erarbeiten, die es unserem Kunden leicht machen sollen einfacher und schneller Erfolg in ihrem eigenen Geschäftsmodell zu haben. Wir glauben fest daran, dass sich hier erneut Aufgaben und Kompetenzen verlagern werden. Betrachten wir heute die work flows rund um das Bargeld in der Gesamtheit, so liegen hier ein großes Potential an Aufgaben und Herausforderungen, die wir für unseren Kunden und gemeinsam mit ihm realisieren können.

Lassen Sie mich nur ein kleines Beispiel aufzeigen. Mit unserer Tochter der ZIEMANN VALOR bedienen wir beispielsweise aktuell Handelskunden und Banken im Segment Sortenhandel. Wir schaffen für den Kunden operative Synergien in der Abwicklung von EURO- und Sortengeschäft und das aus „einer Hand“. Der Kunde schätzt dies und baut stärker auf Systemlösungen, die Prozesse verschlanken und interne eigene Aufwände reduzieren. Hier liegt eindeutig die Zukunft.

Ein anderes Beispiel sind unsere Units ZIE.TEC. und ZIE.DESK.. Da entsteht eine, aus unserer Sicht, hohe Kompetenz um die Themen Cash-Selbstbedienungsgeräte, die in der Kreditwirtschaft ein fester Bestandteil des Kundenservices sind und zwischenzeitlich in der Handelsbranche ebenso Einzug gehalten haben. Von Disposition und Steuerung der SB-Geräte bis zur mandantenfähigen Reparatur der Technik wollen wir da unseren Beitrag zur Weiterentwicklung einer professionellen und bedarfsgerechten Dienstleistung leisten. Auch hier sind wir mutig, investieren seit über 5 Jahren viel Geld und Zeit in diese Bereiche und damit in die Zukunft von ZIEMANN.

Tja und alles andere wird man dann sehen. Für eine „nachhaltige“ Überraschung ist ZIEMANN, so kennen Sie uns, immer gut.


PN: Ein kleiner Ausblick auf die Zukunft. Es wird aktuell viel über die Abschaffung des Bargeldes geredet. Fürchten Sie, ZIEMANN könnte überflüssig werden?

HJH: In der Tat ist in der jüngsten Vergangenheit viel über das Bargeld gesagt und geschrieben worden. Wenn ich mich dann an Ihre Vorgabe halte, einen kleinen Ausblick zu geben, fällt der ganz einfach aus.

Nein, wir haben bei ZIEMANN keinerlei Angst. Weder vor den Mühen und Herausforderungen im täglichen Geschäft noch vor der Abschaffung des Bargeldes. Dies wird es nämlich u.E. so ultimativ, schnell und kategorisch nicht geben.

Ich darf daran erinnern, wie lange es schon Geld gibt. Ab ca. 1000 v. Christus war Geld in Form von kleinen Messern und Spaten aus Bronze in der Gesellschaft des alten China im Einsatz, zuvor waren es Bronzeguss Repliken von Kaurimuscheln.

Wir sind davon überzeigt, dass Bargeld mit einer solch historischen Tradition und elementarer Tragweite für die Wirtschaftskreisläufe und die Gesellschaften und das auf allen Kontinenten nicht einfach verschwinden wird. Die teilweise empfundene „Schwarz-Weiß-Malerei“ in den deutschen Medien teilen wir – wie übrigens viele andere – eben darum nicht. Das sich Zahlungsverkehrsströme verändern und weiter verändern werden, ist kein Geheimnis. Aber damit wird es eben nicht zu der gänzlichen Abschaffung des Bargelds kommen. Schauen wir mal, wie die Gesellschaft sich in der weiteren Zukunft zu diesem Thema positioniert, insbesondere in Deutschland.




Über die Ziemann Gruppe:

Wir sind eine deutschlandweit aufgestellte, leistungsstarke und werteorientierte Unternehmensgruppe im Sicherheitsmarkt. Mit einem Jahresumsatz von mehr als 400 Mio.€, über 3.300 Beschäftigten in 35 Betriebsstätten und rund 900 Firmenfahrzeugen sind wir kompetenter und seriöser Sicherheitspartner für Kunden in unterschiedlichen Größenordnungen aus Kreditwirtschaft, Handel und vielen anderen Branchen.

Unsere Kernkompetenzen: Geld- und Werttransport, Kuriertransporte, Betreiben von CashCentern, Full-Service für Selbstbedienungs-Geräteservice im Bereich Cash und Non- Cash, intelligente Cash Management Lösungen, Handel mit Sorten und Edelmetallen, zertifizierte Sicherheitstechnik, zertifizierte VdS-Notruf- und Serviceleitstelle sowie Sicherheitsdienste.


ZIEMANN GRUPPE
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HRB 703133 Freiburg
Geschäftsführer: Hans-Jörg Hisam (Vorsitzender), Heinz Spiegelmacher, Reiner Hildbrand

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